Grüne Öztürk fordert Abschaffung der "Integration"
31.01.2011 18:39 (9883 x gelesen)
Hessen
17.01.2011Der Begriff "Integration" solle nicht mehr verwendet werden, sagt Grünen-Politikerin Mürvet Öztürk (Grüne). Schuld daran sei Thilo Sarrazin.
Vertreter aus der Politik, Wissenschaft und Jugendbildung haben in Frankfurt am Main die Abschaffung des Begriffs "Integration“ gefordert. Die hessische Landtagsabgeordnete Mürvet Öztürk (Grüne) sagte bei einer Rede auf der "Statt-Integrationskonferenz“ des Deutsch-Türkischen Jugendwerks, das Wort sei seit der von Ex-Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin vom Zaun gebrochenen Debatte um Muslime in Deutschland ein "politischer Kampfbegriff".
- Foto: dpa Die hessische Landtagsabgeordnete Mürvet Öztürk (Grüne) sagt, Thilo Sarrazin habe das Wort "Integration" rassistisch belegt
Die Termini "Integration“ und auch "Migrationshintergrund“, wie sie Sarrazin benutze, seien "diskriminierend und rassistisch“, sagte die kurdisch-stämmige Islamwissenschaftlerin Öztürk vor etwa 160 Teilnehmern. Denn Menschen mit Migrationshintergrund seien für den SPD-Politiker ausschließlich Muslime. Deswegen schlug Öztürk vor, den Terminus "Integration“ durch Begriffe wie Vielfalt, gesellschaftliche Teilhabe, Pluralität oder Demokratie zu ersetzen.
Nach Überzeugung der Grünen-Politikerin gibt es nicht "den oder die Migranten“, sondern nur Milieus. Um gesellschaftliche Probleme zu lösen, müssten "Brückenbauer“ gesucht werden, die in diese Milieus hineinwirkten. Dabei kämen den Frauen, den Kommunen und dem Arbeitsmarkt Schlüsselrollen zu.
Politologe wirft Sarrazin "Integrationsregime" vor
Der Frankfurter Politikwissenschaftler Thomas Kunz hielt Sarrazin und seinen Unterstützern vor, "ein Integrationsregime“ installiert zu haben und Einwanderer pauschal als integrationsunwillig zu diffamieren. Als Beispiel nannte er das "neo-liberale Mantra vom Fördern und Fordern“. Es proklamiere eine "Frontstellung zwischen uns und ihnen“ und gaukle vor, dass die sogenannte Mehrheitsgesellschaft seit Jahren Integrationsgebote unterbreite und die Eingewanderten diese verweigerten. "Dabei werden die Potenziale und die mitunter jahrzehntelangen Anstrengungen dieser Menschen ignoriert.“
Der Hannoveraner Soziologe und Sozialpsychologe Hans-Peter Waldhoff wies darauf hin, dass der "schrille Ton und die Emotionalität“ der Sarrazin-Debatte Lösungen verhindere. Jetzt gehe es darum, die Stimmung nicht weiter aufzuheizen, sondern "zu entgiften“, ähnlich, wie es jüngst US-Präsident Barack Obama auf der Trauerfeier für die Opfer des Attentats in Tucson versucht habe. "Es ist wichtig, sich nicht durch rechtspopulistische Diskussionen aufpeitschen zu lassen“, sagte Waldhoff.
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